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Der Surrealismus war eine revolutionäre Kunst- und Kulturbewegung, die etwa 1924 in Paris entstand und ihre Blütezeit in den 1920er und 1930er Jahren erlebte, aber weit darüber hinauswirkte. Der Begriff "Surrealismus" bedeutet wörtlich "über dem Realismus" oder "über der Wirklichkeit".

Kernziele und Merkmale des Surrealismus sind:

1. Erforschung des Unbewussten: Angeregt durch die Psychoanalyse Sigmund Freuds suchten die Surrealisten Zugang zu den tieferen Schichten des menschlichen Geistes – zum Unbewussten, zu Träumen, Trieben und irrationalen Impulsen. Sie wollten die Logik und die Kontrolle des Verstandes ausschalten.

2. Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit: Das zentrale Anliegen war, die scheinbar widersprüchlichen Zustände von Traum und Wachsein, von Realität und Fantasie in einer neuen "Überwirklichkeit" (Surrealität) aufzulösen.

3. Das Wunderbare und Unerwartete: Surrealistische Werke überraschen oft durch absurde, bizarre oder schockierende Kombinationen von Motiven und Objekten. Sie lieben das Rätselhafte, das Unheimliche und das Zufällige.

4. Automatismus: Eine Schlüsselmethode war der psychische Automatismus – das spontane Malen, Zeichnen oder Schreiben ohne bewusste Steuerung, um dem Unbewussten freien Lauf zu lassen.

5. Kritik an bürgerlichen Normen: Die Bewegung war auch eine Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs und eine Revolte gegen die rationalistische, bürgerliche Gesellschaft und ihre Werte.

"Epochen" oder Strömungen in der surrealistischen Malerei

Man spricht im Surrealismus weniger von klar abgegrenzten "Epochen" wie in früheren kunsthistorischen Perioden, sondern eher von verschiedenen Strömungen, Techniken und Phasen, die oft gleichzeitig existierten oder ineinander übergingen. Die zwei Hauptrichtungen in der Malerei sind:

1. Der absolute oder automatische Surrealismus:

   • Zeitraum: Vor allem in den frühen Jahren ab 1924.

   • Merkmale: Diese Richtung konzentrierte sich stark auf den Automatismus. Künstler versuchten, den Malprozess dem Zufall und dem Unbewussten zu überlassen. Die Formen sind oft abstrakt, fließend, organisch oder biomorphen Ursprungs. Es ging weniger um die Darstellung erkennbarer Szenen als um den Ausdruck innerer Impulse.

   • Techniken: Neben dem rein automatischen Malen und Zeichnen wurden Techniken wie Frottage (Durchreiben von Strukturen, von Max Ernst entwickelt), Grattage (Abkratzen von Farbschichten), Decalcomanie (Abklatschverfahren) oder die Fumage (Arbeit mit Kerzenruß) eingesetzt, um zufällige Effekte zu erzielen, die dann die Fantasie anregten.

   • Wichtige Vertreter (teilweise): André Masson, Joan Miró (entwickelte eine sehr eigene Bildsprache mit stark automatischen Zügen), Max Ernst (experimentierte mit vielen Techniken).

2. Der veristische oder illusionistische Surrealismus:

   • Zeitraum: Entwickelte sich etwas später, wurde aber schnell sehr prägend, besonders ab Ende der 1920er Jahre.

   • Merkmale: Diese Richtung nutzte eine sehr präzise, realistische, fast altmeisterliche Maltechnik, um aber völlig irrationale, traumhafte, unmögliche Szenen darzustellen. Der Schock oder die Verunsicherung entsteht hier gerade durch den Kontrast zwischen der realistischen Malweise und dem irrealen Inhalt. Die Bilder wirken oft wie Fotografien von Träumen.

   • Motive: Unerwartete Gegenüberstellungen von Objekten (inspiriert von Lautréamonts "schön wie die zufällige Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch"), verzerrte Perspektiven, schmelzende Formen, rätselhafte Landschaften, Metamorphosen.

   • Wichtige Vertreter: Salvador Dalí (der wohl bekannteste Vertreter dieser Richtung mit seinen schmelzenden Uhren und bizarren Traumwelten), René Magritte (bekannt für seine philosophischen Bilderrätsel und die Infragestellung der Beziehung zwischen Wort, Bild und Objekt), Yves Tanguy (mit seinen unendlichen, glatten Traumlandschaften bevölkert von amorphen Gebilden), Max Ernst (auch hier mit figurativen Traumvisionen), Paul Delvaux.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Der Surrealismus in der Malerei ist nicht monolithisch. Er bot verschiedenen Künstlern unterschiedliche Wege, das Unbewusste und Traumhafte zu erforschen: Die einen versuchten, den kreativen Prozess selbst dem Unbewussten zu überlassen (automatischer Surrealismus).

• Die anderen nutzten eine realistische Technik, um die bizarren Visionen des Unbewussten möglichst überzeugend darzustellen (veristischer Surrealismus).

Beide Richtungen verfolgten das gemeinsame Ziel, die Grenzen der wahrgenommenen Realität zu sprengen und dem Betrachter Einblicke in die Tiefen der menschlichen Psyche zu gewähren. Der Einfluss des Surrealismus auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ist immens und bis heute spürbar. 

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